Auf der weltgrößten Immobilienmesse „MIPIM“ in Cannes trafen sich in diesem Jahr über 23.000 Experten aus aller Welt. Dabei begünstigte das Wetter – kalt, zum Teil regnerisch und stürmisch – die Arbeitsatmosphäre und geistige Höchstleistungen und sorgte für deutlich vollere Hallen und Messestände als in manchem Vorjahr. Dafür war die Frequenz auf den Yachten im Hafen – zumindest in den Außenbereichen – deutlich geringer.
Die Stimmung war insgesamt gut, aber nicht euphorisch. Angst vor einem Crash war nicht spürbar. Was aber fehlte, waren angesichts des nach wie vor im bedeutenden Umfang vorhandenen Anlagekapitals ausreichend marktgerechte Immobilienangebote. Nachgefragt werden Immobilien aller Asset-Klassen, allen voran Wohninvestments. Dabei zeigen viele Investoren zunehmend eine steigende Risikobereitschaft u.a. hinsichtlich spekulativ zu errichtender Projekte – wenn Standort, Produktart und Businessplan stimmen.
Die Angebotsknappheit führt außerdem zu einem „Revival“ der „sale & lease backs“: Der Verkauf betriebsnotwendiger Liegenschaften und ihre langfristige Rückmietung insbesondere durch Mittelstandsunternehmen bietet diesen die bankunabhängige Hebung von Finanzreserven für das eigene Kerngeschäft und dem Investor deutlich höhere Renditen als Unternehmensanleihen. Allerdings haben auch hier die Bruttoanfangsrenditen mit Werten um 6 Prozent p.a. gegenüber den Vorjahren deutlich um 2 bis 3 Prozentpunkte nachgegeben – zur Freude der Verkäufer. Der Vorteil: Hier entscheiden die Qualität der Immobilie und des Mieters und nicht vorrangig der Standort. Dadurch gewinnen insbesondere B- und C-Städte – als Sitz vieler kerngesunder Mittelstandsunternehmen – weiter an Attraktivität und Akzeptanz bei Investoren, zumal es in den „Big Seven“ viel zu wenig adäquate Anlageimmobilien gibt und der Druck auf die Renditen im Core-Segment entsprechend anhält.
Grundsätzlich profitieren vor allem die Metropolen und Wachstumsregionen von der demographischen Entwicklung in Form steigender Nutzernachfrage in den Bereichen Wohnen, Handel und Logistik. So wurde auf den Ständen von Hamburg, München, Berlin, „Bankfurt“ und Düsseldorf auch intensiv darüber diskutiert, wie insbesondere der zeitnah notwendige deutliche Anstieg des miet- und preisgünstigen Wohnungsneubaus erreicht werden kann.
Dabei war auch die Unterbringung von Flüchtlingen ein Thema. So forderte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel auf der MIPIM erneut den Schulterschluss zwischen Verwaltung und Immobilienwirtschaft und traf sich zu konstruktiven Gesprächen mit Eigentümern und Maklern. Dabei machte er nochmals deutlich, dass nur Liegenschaften mit realistischen, marktgerechten Preisen eine Chance auf Prüfung haben und nahm damit unseriösen Spekulanten den „Wind aus den Segeln“.
Insgesamt zeigte die MIPIM 2016, dass sie sich nachhaltig zur Arbeitsmesse gemausert hat.