UNTERNEHMEN | 13.01.2011
Lothar Koniarski, Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Autohöfe, sieht keine große Expansion in der Branche: „Der Markt ist eng besetzt.“ Nicht eng genug, sagen sich offenbar 24-Autobahn-Raststätten und Tank & Rast, die neue Anlagen bauen. Den Gedanken an Autohöfe in Deutschland hat auch das niederländische Unternehmen TruckCity noch nicht ganz aufgegeben, während die Amerikaner von Flying J versuchen, den Schaden aus ihren geplatzten Mega-Plänen zu begrenzen.
Für Lkw- und Autofahrer wirken sie oft wie Oasen am Rande der Autobahnwüste: Rund 150 Autohöfe mit Tankstellen, Parkplätzen, Gastronomie, Shops und Dienstleistungen haben sich an deutschen Autobahnausfahrten angesiedelt. So beziffert es die Vereinigung Deutscher Autohöfe (Veda). Und es sollen mehr werden. Jüngst hatte das Unternehmen 24-Autobahn-Raststätten gleich zweimal zum Feiern eingeladen. Zunächst ging es um den Baubeginn eines Autohofs auf 27.000 m2 Fläche an der A 45, Frankfurt-Erlensee. 10 Mio. Euro werden dort nach Unternehmensangaben investiert. Eröffnung soll im Juni sein.
Tank & Rast will mitspielen
Ein weiteres 10-Mio.-Euro-Projekt der Regensburger ist ein Autohof auf einem 29.000 m² großen Grundstück an der A 6 bei Bad Rappenau. Es wäre der neunte Autohof der Kette. Das Neuartige ist vor allem das Parkleitsystem. „Wenn in Skandinavien ein Lkw abfährt, weiß er, ob er in Bad Rappenau einen Parkplatz bekommen kann“, erklärt Geschäftsführer Alexander Ruscheinsky. 100 Lkw-Parkplätze sind anvisiert. Bis April will er zwei weitere Spatenstiche feiern.
In die Autohof-Branche begibt sich auch Tank & Rast. Ihr erster Autohof mit Tankstelle und Gastronomie befindet sich in Rheda-Wiedenbrück an der A 2. Und die zweite Anlage war schon fast in Sicht. Zumindest gehörte Tank & Rast zu den Interessenten, die mit dem etwa 9 ha großen Areal an der A 7 bei Evendorf (Niedersachsen) liebäugelten. Das bestätigt Wilfried Seyer, Leiter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Harburg. Hier wollte einst der US-Konzern Flying J den ersten von sechs Mega-Autohöfen in Deutschland aufbauen. Unter anderem waren eine Großtankstelle und 300 Lkw-Parkplätze angedacht. Doch die Wirtschaftskrise kam dazwischen, das Unternehmen musste Ende 2008 Insolvenz (Chapter 11) anmelden. Heißt: „Die Aktivitäten sind gestoppt worden“, sagt Markus Auer, Flying-J-Ansprechpartner in Deutschland.
Nun wird seit zwei Jahren in Evendorf Schadensbegrenzung geübt, das Areal in Teilabschnitten vermarktet. Jüngst war noch die Rede von drei Interessenten für einen kleinen Autohof. Doch jetzt: „Tank & Rast haben sich zurückgezogen“, sagt Auer. „Wir wissen derzeit nicht, wie sich das Ganze weiterentwickelt.“ So müsse zum Beispiel auch die Frage geprüft werden, ob das Grundstück in Evendorf weiterhin im Paket mit zwei weiteren Standorten – vermutlich bei Leipzig und bei Würzburg – verkauft werden soll.
Auch das niederländische Unternehmen TruckCity wollte in Europa ein Netz mit Autohöfen aufbauen. 6 bis 8 ha sollte ein Hof einnehmen, 50 Anlagen waren geplant. Doch auch hier kam alles anders. Laut TruckCity-Geschäftsführer Arnold Doornekamp sei das Joint-Venture mit TNC Property Projects wegen der Krise aufgelöst worden. Die Absicht, in Deutschland Autohöfe zu errichten, sei noch vorhanden, sagt Doornekamp. Details nennt er jetzt noch nicht.
„Zum Scheitern verurteilt“
„Diese Konzepte sind vom Wirtschaftlichen her zum Scheitern verurteilt“, sagt Veda-Vorsitzender Lothar Koniarski. Die „amerikanische Gigantomanie“ passe nicht nach Deutschland. Hier seien die Grundstücke knapper und teurer. Selbst für die deutschen Autohof-Anbieter sei es derzeit schwierig, neue Anlagen auf den Markt zu bringen. Koniarski spricht aus Erfahrung. Er ist Geschäftsführer der Euro Rastpark Autohöfe. Bislang habe das Unternehmen zusätzliche Standorte selbst entwickelt, 2010 habe es drei Zukäufe aus Insolvenzen gegeben. „Heute sind wir vorsichtiger mit der Expansion“, sagt Koniarski.
Zum einen sei der Markt ohnehin eng besetzt, zum anderen werde es zunehmend schwieriger, die Kosten wieder zu erwirtschaften. „Der Trucker hat nicht mehr das Kaufkraftpotenzial“, stellt Koniarski fest. Und aus finanziellen Gründen nutzten sie oft die kostenlosen öffentlichen Parkplätze statt den bewirtschafteten Parkraum von Autohöfen. Einen neuen Weg geht Koniarksi derzeit mit einer Kompaktanlage an einer vierspurigen Bundesstraße bei Asbach-Bäumenheim. Dort sei alles etwas kleiner, es gebe nur zehn bis 20 Lkw-Plätze. Das, meint er, könne ein Modell mit Zukunft sein. (api)