Neue Herren bei Tank & Rast
Tank & Rast
Ein Bieterkonsortium rund um die Allianz Capital Partners GmbH (ACP) will neuer Eigentümer der Tank & Rast werden und damit sein Portfolio hochwertiger Infrastruktur-gesellschaften erweitern. Der Finanzinvestor Terra Firma war zusammen mit einer Deutsche Bank-Tochter deutlich länger an Bord als 2004 vermutet wurde.
Etwas überrascht zeigt sich die deutsche Medienlandschaft vom Verkauf der Autobahn Tank & Rast an ein Bieterkonsortium rund um die Allianz. Diesem gehört neben Allianz Capital Partners GmbH (ACP), die Borealis Infrastructure Management Inc. (Borealis), Infinity Investments SA, eine 100-prozentige Tochter von Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) sowie MEAG, der Asset Manager von Munich Re (Gruppe), an. „Sie haben eine Vereinbarung über die 100-prozentige Übernahme der Autobahn Tank & Rast Holding GmbH von Terra Firma Capital Partners und Deutsche Asset & Wealth Management unterzeichnet“, so die Meldung.
Die Gründe für die Verwunderung der Kommentatoren sind vielfältig. Sie reichen von denjenigen, die beim Thema Raststätten immer noch die Klischees von vorgestern vor Augen haben und sich deshalb gar nicht vorstellen können, dass dies für Top-Investitionen überhaupt ein adäquates Geschäft sein könnte. Andere sehen die ungewöhnlich lange Verweildauer bei dem Investor Terra Firma als Anzeichen dafür, dass dieser das Unternehmen wohl gar nicht habe loswerden können. Weitere Analysten wundern sich, dass die Allianz und Partner damit etwas zurückkauft, was ihr bis 2004 zeitweise bereits gehörte. Doch es ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen und der Wert von Infrastruktur-Einrichtungen, die noch dazu äußerst krisensicher sind, wird heutzutage anders bewertet. „Dieser Zukauf ist ein wichtiger Schritt in Richtung unseres Ziels, unser Portfolio hochwertiger Infrastrukturgesellschaften erheblich auszubauen“, erklärt deshalb jetzt auch das Konsortium.
Die Ursachen für diese Einschätzung sind klar und manifestieren sich auch in dem langjährigen Erfolg von Convenience-Konzepten an Bahnhöfen, Flughäfen, Straßen und Autobahnen. Beim Thema Infrastruktur geht es heutzutage um viel mehr als um reine Mobilität. Es geht um Millionen von Stamm-Kunden, mit denen weit über die Mobilität hinaus regelmäßig und verlässlich Geschäfte zu machen sind.
Darüber hinaus bekommt die Allianz mit ihren Partnern aber auch nicht einfach das Unternehmen zurück, das sie damals mit verkaufte. In den elf Jahren unter Terra Firma ist offenbar eine Arbeit geleistet worden, die viele in dieser Konstellation nicht für möglich gehalten hatten. Das, was lange überfällig war, ist unter diesem Investor schließlich realisiert worden, obwohl ihm ursprünglich von fast allen Seiten schnelle Gewinnmitnahme als Motiv unterstellt wurde. Bereits Ende 2004 hatte man mehr als 100 Mio. Euro in Gebäude und Anlagen investiert, und beim Verkauf von 50 Prozent des Unternehmens an die Deutsche Bank Tochter war von 400 Mio. Euro für weitere Investitionen in den folgenden fünf Jahren die Rede. Schon zweieinhalb Jahre nachdem Terra Firma die Tank & Rast übernommen hatte, war die Bewertung der Tank & Rast deutlich angestiegen und lag dem Vernehmen nach bei etwa 2,7 Mrd. Euro. Die 50 Prozent wurden 2007 angeblich für 1,3 Mrd. Euro ve rkauft. Jetzt bekommen die Partner wohl etwa 3,5 Mrd. Euro vom neuen Bieterkonsortium.
„Tank & Rast hat unter den Eigentümern Terra Firma und Deutsche Asset & Wealth Management große Fortschritte gemacht“, lobt jetzt auch Dr. Karl-H. Rolfes, CEO von Tank & Rast, deren Engagement. Insgesamt sei seit der Privatisierung des Unternehmens mehr als 1 Mrd. Euro in das deutsche Autobahnraststättennetz investiert worden, betont das Unternehmen im Interview mit Convenience Shop (Seite 28).
Worauf es Rolfes für die Zukunft besonders ankommt, hat er den neuen Investoren bereits ins Stammbuch geschrieben: „Mit ihrem langfristigen Engagement, ihrer soliden Finanzsituation und hervorragenden Reputationen werden sich unsere neuen Anteilseigner als exzellente Eigentümer erweisen. Sie sind sich des spezifischen öffentlichen Auftrags von Tank & Rast bewusst und werden die Fortsetzung unseres Modernisierungskurses mittragen.“ Wichtige Eckpunkt dabei sollen laut Rolfes sein:
- Weitere Expansion
- Innovationen im gesamten Netzwerk
- Investitionen in neue und bestehende Standorte
- Neue Produktinitiativen
- Neue Partnerschaften
Bei all dem setzt das Unternehmen weiterhin auch auf seine Pächter: „Sowohl Tank & Rast als auch die neuen Eigentümer bekennen sich zum Erhalt der mittelständischen Pächterstruktur, so das Unternehmen gegenüber Convenience Shop.
Rückendeckung von Seiten des Konsortiums scheint daher bereits da zu sein: „Wir verpflichten uns, das Management in enger Kooperation mit allen Stakeholdern maßgeblich bei der Expansion von Tank & Rast zu unterstützen und seine für alle Kunden wichtigen Dienstleistungen zu verbessern“, verkündete Christian Fingerle, Chief Investment Officer bei Allianz Capital Partners. Dabei bleibt noch viel zu tun, aber einige Weichen sind schon gestellt. So hat das Unternehmen den Fast-Food-Profi McDonald’s im großen Stil ins Boot geholt. Zu den 12 Restaurants an Raststätten direkt entlang der Bundesautobahnen sowie weiteren 55 an nahegelegenen Autohöfen sollen mehr als 100 Tank & Rast-Autobahnraststätten hinkommen, manche wohl als Ersatz für Burger King. Dabei ist schon 2015 mit der Eröffnung erster Module zu rechnen.