Bei einer ausführlichen Testfahrt mit einem Elektrofahrzeug wurden am vergangenen Wochenende schon zwangsläufig mehrere Autohofe besucht. Diese geballte Erfahrung verdeutlicht einmal mehr, wie groß die Bandbreite bei der Qualität der einzelnen Raststätten in unmittelbarer Nähe zur Autobahn ist

Vorab: beim nachfolgenden Bericht handelt es sich nicht um einen Test, sondern um eine allgemeine Betrachtung, die auf aktuellen und vergangenen Erfahrungen beruht.

Am letzten Wochenende war ich rund 70 Stunden mit dem Tesla Model S unterwegs. In mehreren Artikeln gab es ausführliche Berichte (Tag 1, Tag 2, Tag 3 sowie Tag 4 und Fazit). Dieses Elektroauto hat zwar eine reale Reichweite von über 300 km (bei entsprechend langsamer Fahrweise), doch spätestens dann ist nachladen angesagt. Dazu bietet Tesla mittlerweile ein Netz an eigenen Ladestationen, die sogenannten Supercharger (SuC), an denen das Model S kostenlos „betankt“ werden kann. Diese SuC sind oftmals an Autohöfen angesiedelt, was gleich mehrere Vorteile bietet. Der Hauptvorteil für Tesla liegt natürlich darin, dass diese Plätze in beiden Fahrtrichtungen der jeweiligen Autobahn erreicht werden können, weswegen nur eine gemeinsame Ladestation gebaut werden muss.

Die Nutzer dürfen sich darüber freuen, dass es normalerweise rund um die Uhr sanitäre Anlagen, einen Shop und ein Restaurant gibt. Oftmals finden sich sogar noch weitere Angebote wie eines oder mehrere Schnellrestaurants oder andere Lokale in unmittelbarer Nähe. Die Autohöfe selber bieten dabei ein extrem wechselhaftes Bild. Das fängt bereits bei den sanitären Anlagen an, die in der Regel einen sauberen Eindruck vermitteln, wobei eine kleine Ausnahme die Regel bestätigte. Einige Autohöfe verwenden kostenpflichtige Zugangssysteme wie an den Autobahn-Raststätten, jedoch mit dem Unterschied, dass die Einlösung der Bons nur vor Ort möglich ist, nicht aber an anderen Autohöfen. In den Shops fällt auf, dass es eine große Spanne bei den Preisen gibt. Einige Läden verlangen für Getränke und diverse andere Lebensmittel enorm hohe Beträge, die denen auf der Autobahn kaum nachstehen. Andere hingegen bieten eine durchaus erfreuliche Preisgestaltung, die zumindest bei einigen Artikeln kaum höher ist als in einem regulären Supermarkt.

Noch breiter ist die Kluft bei den Restaurants. Hier wird einem nahezu alles geboten, was es an kulinarischen und architektonischen Glanzleistungen und Fehltritten gibt. Einige der Lokalitäten vermitteln den Charme einer leidlich heruntergekommenen Kantine, andere sind einfach nur rustikal bis praktisch. Es gibt aber auch Ausreißer nach oben, wo der Restaurantbereich räumlich abgetrennt wurde, nett bis liebevoll eingerichtet ist, sowie mit einem guten und fairen Angebot an Speisen und Getränken aufwartet. Wobei allerdings auch in den hübscheren Autohöfen zumeist nur die ewig gleiche Speiseauswahl mit Schnitzel, Burger, Nudel und Salat geboten wird, wovon nur einzelne Gerichte abweichen. Wer also zu öfteren Halt gezwungen ist, wird schnell eine gewisse Eintönigkeit bei der Ernährung feststellen. Unabhängig von der Gestaltung und der Speisekarte hat sich aber gezeigt, dass die Zubereitung oftmals dann am besten ist, wenn in den Restaurants mehr oder weniger reger Verkehr herrscht. Dann ist der Durchsatz so hoch, dass auch jeder frisch zubereitete Gerichte bekommt. Zu anderen Zeiten, und das kann abends durchaus schon nach 19:00 bis 20:00 Uhr der Fall sein, wird dann leider oftmals nur aufgewärmtes geboten, weil es eigentlich keinen richtigen Koch mehr gibt. Und das aufgewärmte kann dann auch schon einmal ein lauwarmer Burger sein.

Zumeist positives gibt es vom Personal zu berichten, das sowohl im Restaurant als auch im Shop stets freundlich unterwegs gewesen ist. Inklusive zwischenzeitlichem Erkundigen nach der Zufriedenheit war die gesamte Bandbreite positiver Erfahrungen dabei. Hier hat sich in den vergangenen Jahren offenbar am meisten getan, die Zeiten muffigen Personals sind eher vorüber. Naja, fast. In einem Autohof bin ich auf den Prototyp des schlecht gelaunten Kellners gestoßen, der wohl auch keine Probleme damit hätte, vor der Nase des Gastes in der Nase zu bohren – schade, dass dies ausgerechnet im nettesten aller Lokale der Fall war. Und noch einer weiteren Ausnahme: wenn man denn Personal findet. In einem Restaurant war abends um 20:00 Uhr so gespenstisch leer, dass sich die Bedienung zum Personal in die Küche zurückgezogen hatte und von dort erst gerufen werden musste. Blöd, aber menschlich verständlich, denn da war wirklich tote Hose. Was sich wieder mit den Erfahrungen bei der Essenszeit deckt.

Doch noch an anderer Stelle zeigten sich Unterschiede. Ein Autohof war bei Schnee vorbildlich geräumt. Bei anderen gab es damit aber durchaus Probleme, dann waren nur einige wenige Teile und Wege gut zugänglich. Bei einem Autohof war einfach mal gar nichts freigemacht worden, sämtliche Geh- und Fahrwege waren ungeräumt. Vorankommen bei fest getretenem Schnee oder teilweise schon wieder gefrierendem Schneematsch war eine echte Herausforderung, und auch unangenehm bis gefährlich. Hier hätte ich am liebsten wieder kehrtgemacht, was wegen des Autos an der Ladestation nicht ging. Diese waren in der Regel übrigens auch nicht freigeräumt. Bis auf eine, wo allerdings der restliche Schnee angetaut und inzwischen wieder zu einer spiegelglatten Fläche gefroren war. Immerhin gut gemeint gewesen.

Blöd ist nur, dass man kaum eine Möglichkeit hat, die guten von den schlechten Rasthöfen zu unterscheiden. Von außen ist es ihnen nicht anzusehen, und wirkliche Erfahrungsberichte und Bewertungen zu den einzelnen Anlagen sind im Internet kaum zu finden. Und wenn, dann oftmals nur, wenn man gezielt nach einzelnen Autohöfen sucht. Insofern gilt es bei den Stopps einfach auf sein Glück zu hoffen, und sich die guten und weniger guten Anlagen für künftige Besuche zu merken.