Autohöfe auf dem Weg in die Wohlfühlzone

Die Autobahnen sind mit Raststätten dicht besetzt, neue Anlagen kaum noch wirtschaftlich zu betreiben. Wer eine Wachstumsstory braucht, baut Autohöfe. Doch auch mit diesen autobahnnahen Versorgern nähert sich der Markt der Sättigung. Die Branche staunt nun über die Ankündigung des Dortmunder Projektentwicklers KLG: Er will ein höherwertiges Konzept mit Hotel an gleich 20 Standorten bundesweit realisieren.Der Autohof Strohofer an der A 3 in Geiselwind mit Eventhalle, Hotel,
Metzgerei und eigener Kirche ist einer der größten Autohöfe Deutschlands. Der Autohof Strohofer an der A 3 in Geiselwind mit Eventhalle, Hotel,
Metzgerei und eigener Kirche ist einer der größten Autohöfe Deutschlands.

Der Autohof Strohofer an der A 3 in Geiselwind mit Eventhalle, Hotel, Metzgerei und eigener Kirche ist einer der größten Autohöfe Deutschlands.

Bild: Autohof Strohofer

Einen Autohof zu entwickeln und zu bauen, ist nicht die Kunst. Den richtigen Standort mit den richtigen Konzepten zu besetzen, die im 24- Stunden-Betrieb Gewinn abwerfen, schon. Es beginnt mit der Standortsuche. „Fast alle interessanten Ausfahrten sind besetzt“, sagt Lothar Koniarski. Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigung Deutscher Autohöfe (Veda) ist im Hauptberuf Geschäftsführer der Regensburger Euro Rastpark mit 17 Autohöfen im gesamten Bundesgebiet. „Es gibt zwar noch ein paar weiße Flecken in den Ballungsräumen, aber dort sind die Grundstücke zu teuer“. Mehr als 5 Mio. Euro dürfe ein Autohof samt Grundstück nicht mehr kosten, sonst rentiere sich das Investment nicht.

Diese Zahl ficht Wolfram Richter nicht an. Der Mainzer Entwickler hat zusammen mit Ten Brinke aus den Niederlanden, wie er sagt, „mehr als 5 Mio. Euro, aber nicht zweistellig“ in den Autohof Nahetal investiert, der im Januar eröffnet wurde. In Branchenkreisen ist von 7 Mio. bis 8 Mio. Euro die Rede. Dank der guten Lage an der Schnittstelle zwischen A 61 und A 60 habe man mehr investieren können, so Richter. Tank & Rast sei auf ihn zugekommen, habe sich als Betreiber angeboten und einen sehr langfristigen Vertrag über 20 Jahre abgeschlossen. Damit habe man den Autohof für die knapp unter 14fache Jahresnettomiete an einen Immobilienfonds verkaufen können. „Unterm Strich hat sich das für uns gelohnt“, sagt Richter.

Auf dem 20.000 m2 großen Grundstück gibt es mehr als 50 überwachte Lkw-Stellplätze und eine Aral-Tankstelle. Das Gastronomieangebot auf 550 m2 mit knapp 100 Sitzplätzen besteht aus Rosi`s Rast, einer Restaurantmarke von Tank & Rast, Dallmayr-Café, Nordsee-Fischtheke, frischen Backwaren und einem Coffeeshop. Zudem gibt es eine 110 m2 große Shopfläche für Snacks, Zeitungen, Zeitschriften und Auto-Zubehörartikel. Damit zielt das Angebot auch verstärkt auf Urlauber, Pendler und Wochenendausflügler. Auf dem Nebengrundstück hat McDonald`s ein Schnellrestaurant mit McCafé errichtet, obwohl der Burgerbrutzler schon am Autohof Waldlaubersheim ist, der nur knapp 10 km entfernt liegt. Auf einem weiteren Grundstück will Richter zufolge die Krieger-Gruppe ein Möbelhaus der Marke Höffner mit 40.000 m2 Verkaufsfläche aus dem Boden stampfen. Für den Entwickler ein weiteres Indiz für die Top-Lage.

Dennoch, Koniarski von der Veda warnt: Auch fernab der Ballungsräume lohne es sich nicht mehr, große Anlagen zu bauen. Die ursprüngliche Geschäftsidee, die Brummifahrer zu versorgen, sei überholt. Schließlich sitzen immer mehr Billiglöhner hinterm Steuer der Lkw. Nur noch jeder dritte Fahrer ist Koniarski zufolge noch in der Lage, Geld auszugeben. Getankt werde vor der Grenze, sodass auch der Mineralölabsatz zurückging. Koniarskis einstiger Top-Standort im niederbayerischen Hengersberg an der A 3 nahe der österreichischen und tschechischen Grenze habe seit dem Jahr 2000 zwei Drittel seines Mineralölabsatzes verloren. Mit der EU- Osterweiterung fiel die Mengeneinfuhrbeschränkung, sodass die Brummis seither vollgetankt nach Deutschland einrollen.

Daher setzen die Autohofbetreiber nun auf Kompensation durch die Pkw-Fahrer, bauen mehr Parkplätze, richten sich auf die Bedürfnisse von Familien ein und bieten auch günstige Zimmer (für unter 50 Euro) an. Koniarski berichtet bei den Pensionen über dem Gastraum von „guten Auslastungen“. Zudem punkten die Autohöfe mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis als die Raststätten. „Eine vierköpfige Familie, die bei uns tankt und isst, kann bei uns gegenüber dem Stopp an einer Raststätte rund 20 Euro sparen“, sagt Veda-Lobbyist Koniarski. Gewachsen ist die Euro Rastpark verhalten. Den letzten Neubau hat das Unternehmen im März 2012 in Eichenzell am Kreuz A 7/A 66 in Betrieb genommen.

Wettbewerber 24-Autohöfe aus Regensburg war emsiger. Das Unternehmen meldete Ende Februar den Spatenstich für seinen zwölften Autohof an der A 14 Halle-Tornau auf 16.000 m2. Der Gastronomiebereich verfügt über ein Caféino-Restaurant, Subway, Burger`Z, einen Paulaner-Biergarten und eine 24-Lounge. Nur wenige Tage zuvor hatten die Regensburger den Agip-Autohof Knüllwald an der A 7 Homberg/Efze mit einem ähnlichen Angebot eröffnet. Lothar Richter, Projektleiter der örtlichen Verwaltung, hofft nun auf weitere Ansiedlungen im Gewerbegebiet ähnlich wie im Nahetal.

Nach Schätzungen des Veda-Vorstandsvorsitzenden Koniarski kamen in den vergangenen Jahren maximal fünf Autohöfe hinzu. Umso erstaunter ist er über die Ankündigung des Dortmunder Projektentwicklers KLG, der ein hochwertiges Autohof-Konzept namens Campo gleich 20 Mal bundesweit umsetzen will und nach weiteren Grundstücken Ausschau hält. Campo soll an mittel- und starkfrequentierten Autobahnen auf Grundstücksflächen von 40.000 bis 50.000 m2 realisiert werden. Die Miet- und Nutzfläche liege bei 5.650 m2. Campo-Autohöfe sollen sich durch Design und Ausstattung von den klassischen Autohöfen absetzen. Alleinstellungsmerkmal soll ein eigenes Hotel mit Büro- und Konferenzbereichen sein, die Reisende und Geschäftsleute kurzfristig mieten können. Je nach Standort sind 100 bis 250 Parkplätze für Pkw sowie 50 bis 100 für Lkw und Busse vorgesehen