Seit dem jüngsten Umbau können Kunden hochwertigen Wein in der RAN-Tankstelle in Burgau kaufen. Die Beratung übernimmt ein „Mitarbeiter“ mit Ecken und Kanten.

Wahre Weinkenner kaufen keinen Wein in der Tankstelle. Würde man ­meinen. Nicht so im schwäbischen Burgau, 40 Kilometer westlich von Augsburg. Hier macht seit einigen Monaten eine RAN-Tankstelle dem Fachhandel in der Region Konkurrenz mit einem erlesenen Sortiment hochwer­tiger Weine. Die Auswahl reicht von Weiß- und Rotwein über Sekt und Prosecco bis hin zu Champagner.

Vor der Einführung des neuen Angebots stand Pächter Andreas Otto allerdings vor einer Herausforderung. „Wenn eine Flasche nur zwei, drei Euro kostet, dann ist es nicht so schlimm, wenn man mal danebengreift“, ist Otto überzeugt. Bei sieben Euro und mehr ärgere man sich dagegen schon, wenn der Wein nicht schmeckt. Genauso sah es Armin Michalik, Leiter Einzelhandel bei Südramol, die in Bayern und Baden-Württemberg die RAN-Tankstellen betreibt.

Es musste also eine Lösung gefunden werden, wie man auch Kunden ohne Weinkenntnisse für das neue Sortiment be­geistern kann. Eine Beratung durch die Mitarbeiter wie im Fachhandel kam nicht in Frage, denn diese sind an der Tankstelle nicht fachkundig genug. Außerdem haben sie während des laufenden Betriebs normalerweise keine Zeit dafür, der Kasse lange fernzubleiben.

Schließlich entstand die Idee, die Beratung nicht einem Menschen zu über­lassen, sondern einem Computer. In Zusammenarbeit mit einer Münchener Firma entstand die Software für „Unser Weinberater“, die den Kunden in nur wenigen Schritten zum richtigen Wein führen soll. Das Programm wurde auf einen Terminal mit Touchscreen installiert, der vor dem Weinregal positi­oniert ist. Per Fingerzeig kann sich der ­Kunde nun durch das Menü des digitalen Weinberaters „klicken“. Zusammengestellt wurde die Auswahl vom anerkannten ­Weinexperten Martin March Berg, der die verschiedenen Sorten zudem in einem Punktesystem in den Kategorien erlesen, großartig, sehr gut und gut klassifiziert hat.

Zuerst muss sich der potenzielle Käufer entscheiden, ob er beispielsweise einen Weißwein, einen Rotwein oder doch einen Rosé bevorzugt. Anschließend stehen Eigenschaften wie trocken oder halbtrocken zur Auswahl. Sind diese Faktoren aus­gewählt, listet das System eine Übersicht an passenden Weinen mit Preis und Herkunftsland auf.

Auf der Detailseite zu den einzelnen Sorten findet der Kunde weitere Informationen zum Anbaugebiet, Beschreibung des Geschmacks und eine Empfehlung, zu welchen Anlässen und Speisen dieser Wein passt. Darüber hinaus zeigt das System an, wie viele Punkte Weinexperte March Berg für die Sorte vergeben hat. „Praktisch ist außerdem, dass der Bildschirm neben diesen Informationen auf einer Übersicht des Weinregals farblich markiert, wo sich die ausgewählte Sorte befindet. Dadurch muss man nicht das ganze Regal durch­suchen“, erklärt Pächter Otto.

„Bisher wird der digitale Weinberater sehr gut von den Kunden angenommen“, sagt RAN-Mann Michalik und kündigt an: „Wenn der Test weiterhin so erfolgreich ist, können wir uns vorstellen, den Terminal auch in anderen Tankstellen von Südramol zu installieren.“