Bei der 27. MIPIM drückten Vertreter der Immobilienbranche und Investoren vorsichtigen Optimismus über den Zustand des globalen Marktes aus. Obwohl es Unterschiede je nach Gegend und Anlagesektor gebe, sei das Gesamtbild für 2016 positiv.

Einer der auffälligsten Aspekte der diesjährigen MIPIM war das zahlreiche Erscheinen hochrangiger Politiker in Cannes, einschließlich des französischen Wirtschaftsministers Emmanuel Macron, der die Veranstaltung eröffnete.

Als größte Zusammenkunft internationaler Investoren (über 4800) mit Entwicklern, Enduser, Architekten, Hotelkonzernen, Behörden, Start-ups und Immobilienverbänden unterstrich die MIPIM erneut ihre Bedeutung. Sie bietet die einmalige Gelegenheit, Geschäfte abzuschließen, zu netzwerken und über die größten Herausforderungen zu sprechen, denen sowohl Stadtplaner als auch Immobilienexperten gegenüberstehen.

„Ich glaube, durch unseren tiefgreifenden, maßgeschneiderten Ansatz, die große Bandbreite aller Anlageklassen zu bedienen, aus denen sich der heutige Immobilienmarkt zusammensetzt, und die wichtigen Diskussionen zum Thema ‚Housing the World‘ ist die MIPIM 2016 noch umfassender als je zuvor“, bemerkte Filippo Rean, Real Estate Director der Reed MIDEM.

Die Teilnehmerzahlen der MIPIM 2016 sind im Vergleich zum Jahr 2015 um 10 % gestiegen. Es trafen sich etwa 23500 leitende Immobilienfachkräfte, Stadtplaner und Politiker aus rund 90 Ländern in Cannes beim führenden Immobilienkongress der Welt.

Viele Städte und Kommunen, die auf der MIPIM vertreten waren, wählten einen gemeinsamen Marketingansatz, um Investitionen aus dem Ausland anzuziehen.

Zum ersten Mal auf der MIPIM waren alle Aussteller der Ile-de-France im Pavillon des Großraums Paris um ein einziges Projekt herum gebündelt, den Grand Paris Express, anstatt individuelle, im Großen und Ganzen voneinander unabhängige Pläne vorzustellen.

Wie wichtig der politische Rückhalt für die städtische Erneuerung und ihre Bedeutung auf die nationale Wirtschaft ist, betonte der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, der den MIPIM-Delegierten sagte: „Wir haben eine ganze Reihe toller neuer Projekte.“ Er forderte die Investoren dazu auf, „in dieses Land zu investieren“.

Der 2007 begonnene Grand Paris Express beinhaltet den Bau von 200 Kilometern neuer Bahn- und U-Bahn-Linien sowie 68 neuen Bahnhöfen. Der französische Wirtschaftsminister erläuterte nähere Einzelheiten zum Grand-Paris-Knotenpunkte-Programm, zu dem 14 große Stadtentwicklungsprojekte außerhalb von Paris gehören. Projekte für dieses Programm, ob aus dem öffentlichen oder privaten Sektor, sollen einem Auswahlgremium vorgelegt werden, das entscheidet, welche Entwicklungen zwischen 2022 und 2024 umgesetzt werden.

Emmanuel Macrons Begeisterung für das Projekt Grand Paris wurde von den anderen hochrangigen französischen Politikern geteilt, die auf der MIPIM zugegen waren, darunter die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, sowie die ehemalige Haushaltsministerin und derzeitige Präsidentin des Regionalrats der Ile-de-France, Valérie Pécresse.

Anne Hidalgo erklärte den MIPIM-Delegierten, dass die Bewerbung der Stadt als Gastgeberin der Olympischen Spiele 2024 die Kriterien des Olympischen Komitees erfülle, einen nachhaltigen Effekt auf die Stadterneuerung auszuüben. Dazu gehöre auch, dass das Olympische Dorf in ein neues Wohngebiet umgewandelt würde.

In Großbritannien wird es immer mehr zum Normalfall, dass sich Städte zusammentun, um Förderung zu suchen. Ein Vorreiter dafür ist das „Northern Powerhouse“-Bündnis von Manchester, Liverpool, Leeds, Sheffield und Newcastle. In dieser Woche wurde das „Midlands Engine Pitchbook“ für Erneuerungsmöglichkeiten vorgestellt.

Die im Dezember 2015 gegründete Midlands Engine bringt 11 lokale Unternehmens-partnerschaften zusammen, um die Region zu entwickeln und Auslandsinvestitionen anzuziehen. Vor dem randvollen MIPIM-Auditorium sagte Andy Street, Vorsitzender der Greater Birmingham and Solihull Local Enterprise Partnership: „Wir hatten in Mittelengland noch nie eine Zusammenarbeit in dieser Größenordnung.“ Das Pitchbook enthält 33 Projekte (jeweils drei aus jeder der 11 Unternehmenspartnerschaften), die insgesamt einen Wert von 14,4 Milliarden Pfund haben.

Auf der Messe waren wichtige neue Pavillons von Sankt Petersburg und dem in Dubai ansässigen Entwickler Nakheel vertreten. Angeführt von Istanbul, sandte die Türkei ihre bisher größte Delegation zur MIPIM, insgesamt 250 Unternehmen und Städte. Gleichzeitig begrüßte die MIPIM Chinas größten Entwickler von Gewerbeimmobilien, Dalian Wanda Commercial Properties, der zum ersten Mal an der Messe teilnahm. In den letzten zwei Jahren hat Wanda seine internationalen Geschäfte ausgebaut; es laufen Projekte in Großbritannien, den USA und Australien.

Den starken amerikanischen Immobilienmarkt spiegelte der Pavillon der National Association of Realtors wider, der eine breite Auswahl von Projekten aus den Bundesstaaten und Städten zeigte. Unter anderem präsentierte die Scottsdale Area Association of Realtors aus Arizona die Pläne für die Douglas Ranch/Trillium und das The Villages at Vigneto. Im Pavillon für die wirtschaftliche Entwicklung der USA zog die Great Houston Partnership die Aufmerksamkeit auf das konsolidierte Gelände der Goodman Global Group.

Unter den führenden Politikern, die die MIPIM besuchten, waren der polnische Stellvertretende Ministerpräsident und Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Mateusz Morawiecki; Etienne Schneider, der luxemburgische Stellvertretende Premierminister und Wirtschaftsminister; Mikhail Men, der russische Minister für Bauwesen, Wohnungs- und Kommunalwirtschaft; Roberta Pinotti, die italienische Verteidigungsministerin; und Fatma Güldemet Sari, die türkische Ministerin für Umwelt und Stadtentwicklung.

Außerdem waren zahlreiche Bürgermeister und CEOs in Cannes, um über Stadtentwicklung zu sprechen. Sie kamen aus Städten wie Paris, Istanbul, Turin, Riga, Lyon, Malmö, Manchester, Liverpool, Maricá, Stockholm, Kopenhagen und Moskau. Erstmals auf der MIPIM vertreten waren unter anderem Casablanca (Marokko), Belfast (Nordirland), Newcastle (UK), Bologna (Italien), Chicago, Houston, Birmingham und Albuquerque (alle USA).

Auch aus Deutschland waren zahlreiche hochrangige politische Vertreter vor Ort und eine deutsche Metropolregion – Rhein-Neckar – präsentierte sich erstmals seit 15 Jahren wieder als Aussteller auf der MIPIM.

Der jährliche MIPIM Mayors‘ Think Tank begrüßte rund 100 Bürgermeister zu hochrangigen Diskussionen. Die Stadtoberhäupter äußerten den Wunsch, dass die Immobilienbranche ihre Vision von Städten zeigen solle, die lebenswerte Räume für alle bieten. Insbesondere solle sie mit öffentlichen Partnern zusammenarbeiten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Wie die Vereinten Nationen berichten, leben mittlerweile über 50 % der Weltbevölkerung in Städten; das jährliche Städtewachstum liegt bei 1,83 %. Daher gibt es einen zunehmenden Bedarf für aufeinander abgestimmte Stadtentwicklungsstrategien, die den Städten dabei helfen, diese Situation zu bewältigen. Um die Diskussion über eine neue Städtepolitik zu erleichtern, wählte die MIPIM „Housing the World“ als zentrales Messethema und Thema des diesjährigen Mayors‘ Think Tank Summit.

„Eine der Schlüsselfragen, die von Städtevertretern und Immobilienexperten in dieser Woche erörtert wurde, war, wie Stadtplaner erfolgreiche Verdichtungsstrategien entwickeln können, um mit der fortschreitenden Urbanisierung der Welt Schritt zu halten“, erklärte Filippo Rean von Reed MIDEM.

„Bei der Knappheit von Wohnraum in vielen Ballungsgebieten Europas besteht die Notwendigkeit zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen und privaten Akteuren in allen Phasen der Stadtentwicklung, von der Planung bis zur Bereitstellung urbaner Kapitalanlagen. Architekten werden bei der zukünftigen Stadtentwicklung eine zentrale Rolle spielen. Hier in Cannes sind fast 2000; ihre Zahl bei der MIPIM steigt weiter an“, fügte Rean hinzu.

In Cannes wurde deutlich, dass internationale Immobilieninvestoren ihre Portfolios streuen. Sie investieren auch in „alternative“ Anlagen, zum Beispiel im Gesundheitswesen, in Studentenwohnheime, Hotels, Mietwohnungen und Seniorenheime.

Als Anlageklassen, die ihren „Fußabdruck“ in den MIPIM-Hallen in diesem Jahr deutlich vergrößerten, kamen Gesundheitswesen, Logistik und Hotel & Tourismus in einem größeren Pavillon zusammen. Das 1800 m² große Innovationsforum präsentierte die neuesten Technologieprojekte und Unternehmen, die Lösungen und Methoden anbieten, um den Wert von Immobilienanlagen zu erhöhen.

Die Explosion des E-Commerce beschleunigt den Bau von „Schuppen“, wie sie früher etwas abwertend genannt wurden. Sie sind zu einer der heißesten Anlagen auf dem Immobilienmarkt geworden, weil die Nachfrage nach Logistik steigt und die Erträge von Warenlagern seit der Wirtschaftskrise eine bessere Performance erzielten als manche Büro-Portfolios.

Im Laufe der MIPIM machte die traditionelle Flut von Marktforschungsdaten und Umfragen die Runde. Auf dem MIPIM Re-Invest Summit, der hinter verschlossenen Türen stattfand, berichtete Real Capital Analytics, dass die Transaktionen von Gewerbeimmobilien sich 2015 auf insgesamt 1,3 Billionen US-Dollar beliefen, das sind 5 % mehr als 2014.

Real Capital Analytics stellte fest, dass die Investitionen in Asien zurückgegangen sind, es jedoch einen Anstieg in den USA und ein Erstarken auf dem europäischen Markt gegeben hat. Bei den zunehmend erfolgreichen Anlageklassen sind die Investitionen in den europäischen Mietwohnungssektor im letzten Jahr um 15 % gestiegen. Außerdem gab es einen Zuwachs bei Senioren- und Studentenwohnheimen. Das stärkste Wachstum verzeichneten jedoch Hotelinvestitionen mit einer Zuwachsrate von 31 % im Vergleich zu 2015.

Wie schnell sich das Investitionsklima verändert, wird dadurch unterstrichen, dass der MIPIM Re-Invest Summit – auf dem 53 institutionelle Anleger versammelt waren, die über 500 Milliarden Euro an Immobilieninvestitionen vertraten – mit einer Keynote-Rede zum Thema „Crowdfunding: Wie beeinflusst es Immobilien und Finanzen“ eingeleitet wurde. Gehalten wurde sie von Dan Miller, dem Gründer von Myrtle Grove Ventures.

Miller, der als Gründer von Fundrise öffentlich bekannt wurde, riet den Investoren, dass sie die Chancen, die das Crowdfunding bietet, begrüßen und sich daran anpassen sollten. „In drei bis fünf Jahren wird das Crowdfunding eine Größenordnung erreicht haben, wo es mit institutionellen Anlegern konkurrieren wird. Diejenigen, die sich den Trend zunutze machen, werden dafür am besten gewappnet sein“, prognostizierte er.

Nach dem letztjährigen Thema der MIPIM, „Digitale Revolution“, legte die MIPIM 2016 den Schwerpunkt verstärkt auf Innovationen im Immobilienbereich. Dazu initiierte sie den ersten Start-up-Wettbewerb für Immobilientechnik, gesponsert von BNP Paribas Real Estate.

Nach Auswahlrunden auf der MIPIM UK in London und der MIPIM Asia in Hongkong im letzten Jahr wurden in Cannes die letzten beiden Start-up-Finalisten gewählt. Der in Paris ansässige Logistik-Innovateur Urbismart erntete einen Doppelsieg, indem er sowohl den Wettbewerb als auch den Publikumspreis der MIPIM-Delegierten gewann. Urbismart-CEO Jean Pauk Rival präsentierte sein Unternehmen als Weichensteller, das die Lieferkette revolutionieren würde, indem es die Lieferung an Unternehmen und Haushalte verbessert, während es gleichzeitig Verkehrsstaus durch Lieferwägen reduziert.

Fallstudien zu „intelligenten Städten“ wurden unter anderem von Barcelona, Göteborg, Edmonton und Grenoble vorgestellt. Urban Farmers, Wegbereiter für ein nachhaltiges Leben in der Stadt, trat dagegen zum ersten Mal auf der größten internationalen Immobilienmesse in Erscheinung.

Im MIPIM Innovationsforum waren die Delegierten begeistert von der myPORT Transit-Management-App von Schindler. Das von einer mobilen App gesteuerte System erkennt die Nutzer, wenn sie ein Gebäude betreten, ruft ihnen einen Aufzug und öffnet ihnen, sobald sie ihr Stockwerk erreicht haben, die Tür zu ihrem Büro oder ihrer Wohnung. Laut Michael Dobler, Senior Vice President von Schindler, „ermöglicht myPORT die nahtlose Bewegung in einem Gebäude, ohne verschiedene Ausweise und Schlüssel mit sich führen zu müssen“.

Eine wichtige neue Initiative, unterstützt von REWIRE (Recognising and Empowering Women in Real Estate), Italiens AREL Associazione Real Estate Ladies, Women in Real Estate Poland, Women in Real Estate Spain und World Women in Real Estate, wurde auf der diesjährigen MIPIM mit dem ersten Networking-Event für Frauen ins Leben gerufen. 100 einflussreiche Frauen aus der Immobilienbranche nahmen daran teil. „Wir freuen uns sehr, dass die erste Veranstaltung für Frauen auf der MIPIM stattgefunden hat, damit die Rolle der Frauen in der Immobilienbranche anerkannt wird“, kommentierte Sue Brown, Mitbegründerin von REWIRE.