- Er kämpfte bis zum Schluss um seinen Einfluss bei Europas größter Elektronikkette
Köln
Die knallroten Märkte kennt fast jedes Kind – nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern Europas. Ebenso wie den Werbespruch „Ich bin doch nicht blöd“ – auch wenn Media-Markt den schon vor vielen Jahren eingemottet hat. Geblieben ist über die Jahre aber eines: Der rot-weiße Wirbel im Logo zwischen den Worten „Media“ und „Markt“. Ein Wirbel, der „charakteristisch für das gesamte Unternehmen ist“, wie es auf der Unternehmenshomepage heißt. Das klingt fast schon nach Selbstironie, wenn man um den Machtkampf weiß, den sich die wechselnde Unternehmensspitze über viele Jahre mit dem Mitgründer der Kette, Erich Kellerhals, geliefert hat.
Der Selfmade-Milliardär ist – wie erst jetzt bekannt wurde – im Alter von 78 Jahren am ersten Weihnachtstag im Kreis seiner Familie gestorben. Die Geschäftsführung äußerte sich betroffen und würdigte den Manager als „bemerkenswerte Unternehmerpersönlichkeit, der wir alle viel zu verdanken haben“. Ohne ihn und seine Familie hätte das Unternehmen nicht zu seiner Stärke gefunden, heißt es weiter.
Angefangen hatte Kellerhals‘ Erfolgsstory mit einem kleinen Fahrradgeschäft in Ingolstadt, das der Unternehmer 1963 mit seiner Ehefrau gründete: FEG, Fahrrad-Elektro-Geschäft. Neben Fahrrädern wurden dort schon damals Fernseher, Radios, Öfen und Waschmaschinen verkauft. Kellerhals dachte jedoch größer. Sehr viel größer. Fernseher und Radios konnten Kunden damals nur in kleinen Fachgeschäften kaufen, die Auswahl war dementsprechend überschaubar. Mit seinen Partnern Walter Gunz und Leopold Stiefel plante und eröffnete Kellerhals 1979 den ersten großen Elektrofachmarkt außerhalb der Innenstadt in einem Münchner Gewerbegebiet. Große Auswahl, niedrige Preise, viele Parkplätze vor der Tür – das Konzept kam an bei den Kunden. Nach und nach kamen weitere Media-Markt-Filialen hinzu. Zu den Erfolgsrezepten gehörte auch, dass der jeweilige Geschäftsführer an seiner Filiale beteiligt wurde und demzufolge großes Interesse hatte, dass das Geschäft gut lief.
Die große Expansion startete erst, als Media-Markt 1988 von Kaufhof geschluckt wurde, der Saturn in die Elektroniksparte einbrachte. Die Kette wuchs, auch international, und zählt heute (inklusive Saturn) mehr als 1000 Filialen in 15 Ländern. Die Media-Saturn-Mutter Ceconomy setzte zuletzt 22 Milliarden Euro um. Auch als Kaufhof in der Metro AG aufging, blieb Kellerhals weiter mit gut 21 Prozent an Media-Markt und Saturn beteiligt. Doch mit dem Online-Boom bekam die Kette Konkurrenz, die Strategie des damaligen Metro-Chefs Eckhard Cordes passte Kellerhals nicht, er sah sein Lebenswerk bedroht. Als Cordes versuchte, die weitreichenden Mitspracherechte von Kellerhals zu beschneiden, eskalierte der Streit. Viele Gerichtsverfahren folgten. Dabei ging es mal um die Besetzung von Posten, mal um Firmenzukäufe. Auch unter dem neuen Konzernchef Olaf Koch wurde der Streit fortgeführt.
Bis zum Schluss kämpfte Kellerhals um seinen Einfluss bei der Kette. Zuletzt ging es um die Aufspaltung des Metro-Konzerns in ein Elektronik- und ein Lebensmittelunternehmen, die Kellerhals nicht verhindern konnte: sie wurde am Ende vollzogen. In den vergangenen Monaten war erneut ein Mediator mit beiden Parteien im Gespräch. Das Ziel: Kellerhals den Ausstieg aus dem Unternehmen schmackhaft zu machen. Einigen konnte man sich bis zum Schluss aber nicht.