Patrizia will Privatkundengeschäft aufmischen
Der bisher vor allem für Institutionelle tätige Augsburger Immobilienkonzern Patrizia will künftig auch geschlossene Fonds für Privatanleger anbieten, wie das Unternehmen anlässlich seiner Jahreszahlen für 2014 verkündete. Das operative Ergebnis kletterte um satte 32 Prozent auf 50,2 Millionen Euro, das verwaltete Immobilienvermögen um 24 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro. „Das erreichte operative Ergebnis entspricht unserer ausgegebenen Prognose und kann uns sehr zufrieden stellen“, sagt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Egger.
Im Fokus stand 2014 vor allem das internationale Geschäft. Über 50 Prozent der Wohn- und Gewerbeimmobilieninvestments in Höhe von insgesamt mehr als 3,4 Mrd. Euro wurde im europäischen Ausland getätigt. So erwarb Patrizia allein im wichtigen Markt Großbritannien Immobilien im Wert von rund 900 Mio. Euro und erhöhte sein betreutes Immobilienvermögen dort auf 1,2 Mrd. Euro. Im zweitwichtigsten Auslandsmarkt Skandinavien beläuft sich das betreute Immobilienvermögen mittlerweile auf 830 Mio. Euro. Daneben wurden neue Tochtergesellschaften in Finnland und den Niederlanden gegründet, um noch unabhängiger vom deutschen Immobilienmarkt Chancen nutzen zu können. In den Niederlanden gelang mit der Übernahme eines Portfolios mit rund 5.500 Wohnungen für rund 580 Mio. Euro sogar die größte Transaktion auf dem dortigen Markt.
Den Bilanzgewinn will die Patrizia einbehalten und dafür je zehn Anteilsscheine eine Gratisaktie ausgeben, die Hauptversammlung wird am 25. Juni darüber abstimmen. Die Marschrichtung für 2015 steht auch schon fest: Weiterer Abverkauf von Immobilien im Eigenbestand und Ausbau des Europageschäftes. Bedingt durch diese letzte Phase des Konzernumbaus plant das Unternehmen beim operativen Ergebnis zunächst etwas vorsichtiger: Vorerst soll es nur ein Plus von 10 Prozent fürs Gesamtjahr werden. Zur Jahresmitte werde man dann mehr wissen.
Privatanleger binden sich für zehn Jahre
Wie Finanzvorstand Arwed Fischer erläuterte, müssen private Investoren, die künftig Patrizia-Fondsanteile erwerben wollen, mindestens 15.000 Euro mitbringen und diese für zehn Jahre fest anzulegen. Dafür winken dann auch vier bis sechs Prozent Rendite. Bis zu einer Milliarde an Fondsvermögen will die Patrizia auf diese Weise in den kommenden fünf Jahren einnehmen und in europäische Immobilienprojekte investieren. Bisher verwaltet das Unternehmen vor allem das Vermögen von rund 180 institutionellen Großkunden aus dem In- und Ausland wie Pensionskassen, Lebensversicherungen und Sparkassen.
Ein kleiner Teil des bisher verwalteten Vermögens entfällt auf Immobilien im Eigenbestand, die aber im Einklang mit der gegenwärtigen Strategie im laufenden Jahr weiter abgeschmolzen werden sollen. Durch Wohnungsverkäufe konnte das Unternehmen im abgelaufenen Jahr seinen Schuldenstand auf weniger als 200 Millionen Euro senken, die Eigenkapitalquote stieg auf 55,3 Prozent. Bis zum Jahresende wollen die Augsburger nahezu schuldenfrei sein. Die Anleger partizipieren an der verbesserten Eigenkapitalposition über die geplante Ausgabe von Gratisaktien, das Grundkapital der Gesellschaft stiege damit um rund 17 Millionen Euro auf 76,4 Millionen.
Weitere Auslandsexpansion geplant
Mehr als die Hälfte seiner Immobilieninvestments in Höhe von über 3,4 Milliarden Euro hat die Patrizia 2014 im europäischen Ausland getätigt – und die Expansion soll weitergehen. In Großbritannien stieg das verwaltete Immobilienvermögen um rund 900 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden, im zweitwichtigsten Auslandsmarkt Skandinavien sind es inzwischen 830 Millionen. Außerdem gründete das Unternehmen neue Töchter in Finnland und den Niederlanden. Mit einem Wohnungsportfolio von 5.500 Einheiten im Wert von 580 Millionen Euro erzielte Patrizia 2014 die größte Transaktion auf dem dortigen Markt. Im laufenden Jahr soll das europaweite verwaltete Immobilienvermögen um mehr als 15 Prozent auf dann 17 Milliarden Euro zulegen.
An der Börse kam es nach der Vorlage der guten Zahlen zu Gewinnmitnahmen, die Aktie notierte am Mittwochmittag rund 0,7 Prozent schwächer. In den vergangenen 12 Monaten hat sich ein Investment in die Patrizia aber sehr stark bezahlt gemacht: Während der Small-Cap-Index Sdax nur um rund 20 Prozent zulegte, hat sich der Wert der Patrizia-Aktie im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt.