Die aktuell verbesserte Stimmung in der deutschen Wirtschaft wie auch die anhaltend positive Tendenz des Konsumklimas haben den Einzelhandel stimmungsmäßig beflügelt. Der Indexwert für das Einzelhandelsklima erreichte mit knapp 97 Punkten nicht nur den bisherigen Jahreshöchststand, sondern auch den höchsten Wert seit Juni 2008. Allerdings lässt sich diese enorme Belebung des Stimmungsbildes nicht mit den derzeitigen Umsatzergebnissen der Unternehmen erklären. Denn immerhin 39 Prozent der befragten Händler mussten nach wie vor Umsatzeinbußen, weitere 25 Prozent stagnierende Umsätze hinnehmen. Ein gutes Drittel der Händler (36 Prozent) konnte sich dagegen über Umsatzzuwächse im Vergleich zum Vorjahr freuen.

Ausschlaggebend für den positiven Stimmungswandel ist offensichtlich, dass das Vertrauen der Händler in die zukünftige Konjunktur und damit in eine positive Geschäftsentwicklung wieder gestiegen ist. Die Zahl derer, die die weitere Konjunkturentwicklung pessimistisch einschätzen, hat eindeutig abgenommen.
So blicken die Händler insgesamt wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft und prognostizieren mehrheitlich eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung. Mehr als jeder fünfte Händler (22 Prozent) erwartet sogar Umsatzsteigerungen in den kommenden Monaten.

Im Zusammenhang mit dem ebenfalls deutlich verbesserten Ifo-Geschäftsklimaindex – dieser gilt als wichtigster Frühindikator für die Stimmung in der Wirtschaft – warnte der Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger vor zu viel Euphorie. Abberger erklärte, man könne noch nicht davon ausgehen, dass der Aufschwung nachhaltig sei. Die Wirtschaft erhole sich zwar stärker als angenommen, dieses gehe aber in erster Linie auf die weltweiten Konjunkturprogramme zurück. „Unklar ist noch, ob es auch ohne diese Stützen geht“, sagte Klaus Abberger gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Ebenso warnten die Marktforscher der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vor allzu großem Optimismus. Laut GfK hängt die Frage, ob der derzeit positive Trend des Konsumklimas auch künftig anhalten wird, davon ab, inwieweit sich der Arbeitsmarkt im Verlauf des Jahres eintrüben wird. Ein starker Anstieg der Erwerbslosigkeit würde sicherlich auch das Konsumklima belasten, so die GfK.

Der steile Anstieg der Einzelhandelsklima-Kurve darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der aktuelle Indexwert immer noch unterhalb der Gleichgewichtslinie von 100 liegt, sprich die Pessimisten unter den deutschen Einzelhändlern nach wie vor die Mehrheit bilden. Aber die Zahl der Negativstimmen ist stark zurückgegangen und es bleibt abzuwarten, ob sich diese Tendenz weiter fortsetzen wird.