Nach einer Erhebung des IVD Berlin-Brandenburg wurden im ersten Quartal 2015 im Vergleich zu den Vorjahren weniger Wohnungen über Webportale und Anzeigen im Printbereich inseriert. Dies ergab eine Auswertung, die das Hamburger Datenanalyseunternehmen Immo Info im Auftrag des Verbandes durchgeführt hatte. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Im Jahr 2014 sind insgesamt 83.118 Wohnungen per Print-Anzeige oder Online angeboten worden. Besonders nachgefragt waren dabei Wohnungen innerhalb des S-Bahn-Ringes. Freistehende Wohnungen in Bezirken, in denen ungünstige infrastrukturelle Voraussetzungen herrschen, werden hingegen weniger angemietet. „Mit einem Bevölkerungswachstum von jährlich mehr als 40.000 Neu-Berlinern muss der Senat die richtigen Voraussetzungen schaffen, damit Neubau wieder lohnenswert und das Leben in der Hauptstadt auch fernab der üblichen Trendviertel noch attraktiver wird“, sagt Dirk Wohltorf, Vorstandsvorsitzender des IVD Berlin- Brandenburg.
Wie notwendig das geforderte Handeln ist, zeigt ein vergleichender Blick in die Zahlen des ersten Quartals 2015. Wurden vor zwei Jahren im selben Zeitraum noch mehr als 32.000 Wohnungen per Inserat angeboten, sank die Zahl bis heute auf etwas mehr als 28.500 Angebote. Wohltorf: „Die Tendenz ist deutlich. Es steht immer weniger Wohnraum zur Verfügung. Das trifft zu, obwohl davon auszugehen ist, dass nicht jede leer stehende Wohnung inseriert wird – sei es, weil in den besonders begehrten Lagen die Makler die Interessenten direkt kontaktieren oder weil es sich bei manchen Objekten aufgrund schlechten Zustands oder Lage schlichtweg nicht mehr lohnt, eine Anzeige zu schalten.“
Die aktuelle Analyse zeigt, dass umziehende Berliner und Zuzügler gut beraten sind, auch Quartiere auszuwählen, die nicht als Trendviertel angepriesen werden oder direkt im Zentrum liegen. „Das lohnt sich oftmals. Denn neben teils günstigerer Mieten sind auch hier die infrastrukturellen Bedingungen, wie ein ausgebauter Nahverkehr, Kitas und Schulen gut. Für den Berliner Senat sind die Zahlen aber auch eine eindeutige Aufforderung zu handeln. Knapp über 80.000 Angebote bei mehr als 40.000 Neuberlinern zeigt sehr deutlich die Unterversorgung, auch wenn viele Faktoren unberücksichtigt sind“, so der Immobilienexperte. Es braucht konkrete Lösungsansätze für mehr Neubau und Attraktivitätsprogramme für die Randbezirke. Die jüngst beschlossene Aufstockung der Verwaltungsmitarbeiter bezeichnet Wohltorf als Schritt in die richtige Richtung. Voraussetzung dafür sei, dass nicht nur mehr Personalkosten entstehen, sondern nun endlich auch zeitnah gehandelt werde.
Die Gesamtauswertung des Jahres 2014 lässt zudem Rückschlüsse über das Verhältnis von Angebot zu Einwohner eines jeden Bezirkes zu. Mit einer Gesamtzahl von 13.340 Wohnungen wurde in Marzahn-Hellersdorf die größte Anzahl an Inseraten geschaltet. Demnach kommen in der Relation auf ein Angebot jeweils 19 Einwohner in diesem Bezirk. Dass ist der Spitzenwert in Berlin. Ähnlich verhält es sich in Lichterberg, wo rund 20 Einwohner jedem Wohnungsangebot gegenüberstehen. Mit einem Verhältnis von 1:24 beziehungsweise 1:25 folgen Charlottenburg-Wilmersorf und Friedrichshain-Kreuzberg schon mit einem gewissen Abstand. Die wenigsten Angebote weist die Jahresauswertung in den Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof- Schöneberg aus. Auf jedes veröffentlichte Wohnungsinserat kommen hier 160 beziehungsweise 195 Einwohner.
Am häufigsten fanden sich im Jahr 2014 Wohnungen mit ein bis zwei Zimmern. Insgesamt 41.469 Immobilienanzeigen wurden hier im zurückliegenden Jahr erfasst. Auch Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen sind mit mehr als 28.685 Anzeigen sehr begehrt. Familien mit mehreren Kindern haben es auf dem Berliner Wohnungsmarkt schwerer. Fünf-Zimmer-Wohnungen (12.118 Inserate) oder auch Häuser (846 Angebote) stehen vergleichsweise wenig zur Miete bereit.