Die starke Wirtschaftslage zeigt sich auch hier: Die Einzelhändler erzielen einen Rekord. Der hat auch etwas mit der Zuwanderung zu tun.
Beschäftigungsboom, steigende Reallöhne und das brummende Online-Geschäft haben dem deutschen Einzelhandel ein Rekordjahr beschert: Der Umsatz in 2017 wuchs zwischen 4,5 und 4,9 Prozent im Vergleich zu 2016, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. „Das ist der kräftigste Zuwachs seit Beginn dieser Erhebung 1994“, sagte ein Statistiker. Im Jahr 2016 betrug das Plus 2,6 Prozent, 2015 betrug es 3,8 Prozent. Einen Umsatzrückgang gab es zuletzt im 2009 infolge der Finanzkrise.
„Die gute Arbeitsmarktentwicklung mit dem kräftigen Beschäftigungswachstum hat zu Einkommenszuwächsen geführt, die zum größten Teil in die Konsumausgaben geflossen sind“, erklärte DZ-Bank-Ökonom Michael Holstein den Höhenflug des Einzelhandels. So stieg die Zahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr um 638.000 auf den Höchstwert von 44,3 Millionen, während die der Arbeitslosen so niedrig ist wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.
Das Beispiel Zalando
„Die Angst vor einem Jobverlust sinkt dadurch“, sagte Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). „Das sorgt für Planungssicherheit bei den Verbrauchern, die deshalb eher bereit sind zu größeren Ausgaben.“
Durch die starke Zuwanderung leben derzeit mit rund 83 Million so viele Menschen und damit auch Konsumenten in Deutschland wie noch nie. Außerdem stiegen die Tarifverdienste 2017 mit 2,3 Prozent abermals schneller als die Preise, was die Kaufkraft vieler Verbraucher stärkt. „Hinzu kommen die extrem niedrigen Zinsen, die das Sparen unattraktiv machen“, sagte Bürkl.
Er sagt dem Einzelhandel auch für dieses Jahr gute Geschäfte voraus. „Die Rahmenbedingungen bleiben gut und verbessern sich sogar“, begründete er. „Die Signale bleiben deshalb auf Grün.“ Dem Ifo-Institut zufolge dürfte die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr um eine halbe Million steigen.
Im vergangenen Jahr stellte sich der Internet- und Versandhandel einmal mehr als der größte Wachstumstreiber heraus. Er expandierte in den ersten elf Monaten um 9,6 Prozent. So hat sich das erst im Jahr 2008 gegründete Berliner Unternehmen Zalando zu Europas größtem Online-Modehändler entwickelt, der seinen Umsatz in den ersten drei Quartalen 2017 um fast ein Viertel auf knapp 3,2 Milliarden Euro steigerte.
Auch das Geschäft mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren läuft gut: Hier gab es in den ersten elf Monaten 2017 eine Umsatzsteigerung von 5,7 Prozent. Der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln meldete dagegen nur einen Umsatzzuwachs von 1,4 Prozent.
Quelle: http://www.faz.net