Das Neugeschäftsvolumen gewerblicher Immobilienfinanzierung* ist im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer seit 2014 zweimal jährlich durchgeführten JLL-Erhebung.
Der Erhebung zufolge wiesen vier Institute in ihrem Halbjahresbericht ein höheres Neugeschäft als 2019 auf, bei sieben war das Neugeschäft rückläufig. Den größten Anstieg bilanzierte die Berlin Hyp mit über 50 Prozent (auf 2,0 Mrd. Euro), das höchste Neugeschäftsvolumen die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit 3,1 Mrd. Euro bei einem Plus von 19 Prozent. Die größten absoluten Rückgänge schlagen bei der Hamburg Commercial Bank zu Buche.
Kreditbestände weiter gestiegen
Die Kreditbücher der Institute sind im ersten Halbjahr zusammengerechnet um 4 Prozent gestiegen, bei zwei Drittel der Institute schlägt ein Plus zu Buche. Das stärkste Wachstum wies dabei die MünchenerHyp mit +21 Prozent auf. Einen verringerten Kreditbestand verzeichneten vier Institute.
Viel Liquidität im Markt – krisensichere Anlagen gefragt
Auf dem deutschen Investmentmarkt übertraf das erste Halbjahr 2020 den Vorjahreszeitraum deutlich. Dafür sorgte insbesondere das außergewöhnlich starke erste Quartal, der Zeitraum April bis Juni steuerte lediglich 35 Prozent zum Halbjahresvolumen bei. Vor allem die im ersten Quartal dominierenden Unternehmensübernahmen und -beteiligungen fanden in der Folge kaum noch statt.
„Von einer Liquiditätskrise kann dabei nicht die Rede sein. Solide Investmentprodukte sind bei den Banken immer noch begehrt und werden, wenn auch teils zu einem niedrigeren Auslauf, zu höheren Preisen finanziert“, so Anke Herz, Team Leader Debt Advisory JLL Germany. Und weiter: „Zahlreiche institutionelle und private Investoren suchen nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. Wie oft in Krisenzeiten fokussiert sich die Nachfrage vermehrt auf das Core-Segment. Dabei wird nicht mehr jedes vor der Krise als Core klassifizierte Objekt auch weiterhin vergleichbar eingestuft. Vor allem Produkte mit langlaufenden Mietverträgen und mit Mietern der öffentlichen Hand sind gefragter denn je. Bei diesen Objekten erwarten wir keinen Preisdiscount, eher das Gegenteil.“
Rückläufig sei dagegen die Nachfrage für Value Add Produkte oder Projektentwicklungen, die spekulativ errichtet werden bzw. noch ohne ausreichende Vorvermietung sind. Anke Herz weiter: „Bei großvolumigen Transaktionen ziehen sich Finanzierungen allerdings deutlich länger hin als vor der Krise. Viele Finanzierer prüfen insbesondere die Zahlungsbereitschaft und die Zahlungsfähigkeit der Mieter bzw. die möglicherweise bereits existenten Mietausfälle.“ Und Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, ergänzt: „Die Prognose für den Investmentmarkt bleibt insgesamt durchwachsen. Einerseits laufen einige Verkaufsprozesse weiter oder wieder an. Auch größere Transaktionen könnten bis zum Jahresende erfolgreich über die Bühne gehen. Andererseits wird es in den besonders von der Krise betroffenen Assetklassen, dem stationären Einzelhandel, mit der Ausnahme Lebensmittel, und im Hotelbereich auch im weiteren Jahresverlauf schwierig bleiben.“
Anke Herz: „Die Zeiten des Margendrucks der vergangenen Jahre scheinen zum Teil überwunden zu sein. Einzig bei Wohnimmobilien als krisensicheres Investment ist ein Rückgang zu verzeichnen. Durch die Corona-Krise sind die Liquiditätskosten gestiegen, tendenziell stärker bei den Pfandbriefbanken als bei den Einlagen-Refinanzierern. Sie werden als Teil der Marge an den Kunden weitergereicht. Wir rechnen mit einer wieder leicht rückläufigen Tendenz der Liquiditätskosten und somit der Bruttomargen, sobald sich die Situation wieder normalisiert. Vereinzelt sind seit Mitte Juni bereits erste Anzeichen zu erkennen.“